Biberach ist Handchirurgie-Zentrum

BIBERACH sz Zur 5. Internationalen Biberacher Handchirurgie-Tagung konnte der Biberacher Veranstalter profilierte Handchirurgen begrüßen. Die von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie mitgetragene Veranstaltung fand mit 200 Teilnehmern im Handzentrum Biberach und simultan im Kongresszentrum Friedrichshafen statt.

Der Biberacher Initiator Dr. Thomas Gottorf hatte Handgelenksverletzungen als ein Hauptthema gewählt: Die häufigsten Brüche des menschlichen Skeletts sind die des Handgelenkes. Über ein Drittel aller gemeldeten Arbeitsunfälle sind Handverletzungen. Aber auch in der Freizeit sind die Hände stark gefährdet: Ob Inline-Skater, die aus der Kurve getragen werden, ob ältere Mitbürger, die auf spiegelglattem Eis ausrutschen - immer sind es die Hände, die den Sturz abfangen und dabei Schaden nehmen.

Dabei ist das Handgelenk weit komplexer als es das Röntgenbild erahnen lässt. Moderne Untersuchungsmethoden zeigen, dass ein Drittel aller Speichenbrüche zusätzlich Bandverletzungen aufweisen. Vergleichbar ist dies den Sportunfällen am Kniegelenk mit Folge eines Kreuzbandrisses oder Meniskusschadens. Nur die frühzeitige Diagnose bietet bisher die Aussicht auf eine Behandlung mit Chance der Ausheilung.

Was sonst unbehandelt in einer schmerzhaften Handgelenksarthrose enden kann, wurde in einer Live-Operation gezeigt. Hierbei erhielt ein Patient mit einem durch Unfall zerstörten Gelenk ein künstliches Handgelenk eingesetzt.

In zahlreichen Kursen konnten die Teilnehmer das Erlernte anwenden. So lernten die Handtherapeuten am künstlichen Knochenmodell die Operation eine Bruches kennen.

Überhaupt ist die Veranstaltungsreihe für Ärzte und Krankengymnasten sowie Ergotherapeuten gemeinsam eine Idee des Biberacher Veranstalters. Die zeitgleich mit dem Biberacher Kreis gegründete Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie hat das Ziel, die Versorgung handverletzter Patienten in Deutschland zu verbessern. In den USA ist die Qualifikation "Handtherapeut" seit langem eine anerkannte Zusatzausbildung für Ergo- und Physiotherapeuten.

Als weitere Besonderheit der Biberacher Tagungsreihe ist die ganzheitliche Behandlung des Generalthemas Hand inzwischen weithin bekannt.

Philosophen, Künstler und Musiker beschäftigen sich auf Einladung der Kuratorin Barbara Gottorf mit der Hand als Werkzeug des Geistes.

So demonstrierte die Biberacher Musikerin Eilin Herrmann im Rahmen des Kongressthemas kindliche Handfehlbildungen, wie man es nach frühzeitiger operativer Korrektur dennoch zu einer virtuosen Beherrschung des Instrumentes bringen kann. Kreativ-Workshops wie "Sehen mit Händen", "Schmuckobjekte für nervöse Hände" oder "Fingerfood-Kochkurs" rundeten schließlich das gelungene Programm ab.

Quelle: Schwäbische Zeitung 2003